W16
Rehistorisierende Diagnostik und Basale Stimulation
Diese dreieinhalbtägige Fortbildung befasst sich mit den beiden Schwerpunkten Rehistorisierende Diagnostik (1 Tag) und Basale Stimulation (2,5 Tage).

Der Ansatz der Rehistorisierung geht davon aus, dass das aktuelle Verhalten eines Menschen nur auf der Basis seiner individuellen Lebensgeschichte verstanden werden kann. Das Verhalten eines geistig behinderten Menschen entsteht niemals nur „rein zufällig“. Damit sind „Verhaltensauffälligkeiten“ und „Symptome“ auch keineswegs „zufällig“.  Ein Mensch muss immer dann eine geistige Behinderung entwickeln, wenn ihm der Aufbau einer Orientierungsgrundlage nicht gelingt, die er jedoch unbedingt benötigt, um mit der äußeren Welt in einen angemessenen Austausch zu treten.

Die unterschiedlichsten inneren und äußeren Isolationsbedingungen (z.B. extrem ungünstige Lebensbedingungen, Traumatisierungen, Schädigungen, Verletzungen und Erkrankungen) müssen erkannt und in ihrer destabilisierenden Auswirkung auf den Menschen interpretiert werden. Erst diese Klärung führt zu einer sinnvollen und damit hilfreichen Diagnose. So können sich in offensichtlich festgefahrenen und schwer lösbaren Problemsituationen neue Wege erschließen, die sowohl dem behinderten Menschen als auch den Betreuungspersonen mehr innere Ruhe und eine größere Lebensqualität ermöglichen.

In der Arbeit nach dem Konzept Basale Stimulation® suchen wir nach Zugangswegen zu Menschen mit massiven Einschränkungen ihrer Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, um ihnen in diesen Bereichen Angebote zu machen, durch die sie ihren Körper und sich als Person sowie ihre unmittelbare dingliche und personelle Umwelt entdecken und mit ihr in einen sinnvollen Austausch treten können. Einfachste Reize somatischer, u.a. taktil-haptischer, vestibulärer und vibratorischer Art, auch in Verbindung mit dem Bereich der Atmung, bilden die Grundlage. Konzept und Praxis der Basalen Stimulation® werden sowohl theoretisch als auch praktisch erarbeitet. Berührungsqualitäten, Bewegen, Anregen und zur Ruhe bringen werden in unterschiedlichen Situationen mit verschiedenen Mitteln realisiert. Der enge Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Bewegung wird verdeutlicht.
Die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, die physische und psychische Situation von schwerst- bzw. mehrfachbehinderten Menschen zu verstehen und zu reflektieren. Die biografischen Besonderheiten im Leben dieser Menschen und deren Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung werden näher beleuchtet. Die Teilnehmenden erweitern ihre Handlungskompetenzen, um noch empathischer und professioneller in die Interaktion mit schwer beeinträchtigten Menschen eintreten zu können.

Bitte bringen Sie bequeme Kleidung und Socken, je eine Decke und ein Kissen, ein Badehandtuch, Ihre Lieblingslotion oder –öl und die Bereitschaft zu Einzel- und Partnerübungen mit.